Elfmeterschießen im Fußball

Regeln, Strategien und überraschende Fakten

Fußballspieler bereitet Elfmeterschießen vor

Wie lange dauerte das längste Elfmeterschießen der Welt? Welche Spieler dürfen antreten? Und ist ein siegreiches Elfmeterschießen reine Glückssache oder Strategie? Wir klären Sie auf – erfahren Sie in diesem Artikel alles Wichtige zu Taktiken und Regeln beim Elfmeterschießen und lassen Sie sich von spannenden Fakten überraschen.

Inhalt:

Elfmeterschießen beim Fußball: Was ist das?

Wenn beim Fußball durch ein Unentschieden am Ende der Spielzeit noch kein Sieger feststeht, dann kommt es häufig zum Elfmeterschießen. Die Methode zur Spielentscheidung ist insbesondere relevant, wenn die Partie zwingend einen Sieger erfordert – zum Beispiel in K.-o.-Runden bei WM und EM. Die Spieler treten beim Elfmeterschießen abwechselnd dem Torhüter gegenüber und schießen aus kurzer Distanz auf das Tor – die Mannschaft mit den meisten Treffern gewinnt schließlich das Spiel. Das Elfmeterschießen im Fußball ist ein reinster Nervenkrimi – sowohl für die Spieler als auch für die Zuschauer.

Davon abzugrenzen ist der sogenannte Strafstoß, auch Elfmeter genannt. Während des Spiels kann der Unparteiische einen Elfmeter als Strafe verhängen, wenn ein Team im eigenen Strafraum einen Regelverstoß begeht. In unserem Magazin erklären wir Ihnen alles Wichtige zum Strafstoß und den dabei geltenden Regeln.

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Elfmeterschießen: Wer hat’s erfunden?

Bereits ab den 1950er Jahren gab es weltweit erste Varianten des Elfmeterschießens auf regionaler und nationaler Ebene. Die Idee des Elfmeterschießens in seiner heutigen Form stammt allerdings aus Oberbayern. Der Amateur-Schiedsrichter Karl Wald erfand das Duell zur Spielentscheidung in den 1960er Jahren. Bis dato entschied das Losglück darüber, welche Mannschaft jubeln durfte. Der gelernte Friseur aus Penzberg fand das unfair und testete seine neue Idee zunächst bei Freundschaftsspielen oder kleinen Osterturnieren – Spieler und Zuschauer waren begeistert.

Also feilte er weiter an seinem Konzept und stellte es dem Bayerischen Fußball-Verband im Jahr 1970 auf dem Schiedsrichter-Verbandstag vor. Das Elfmeterschießen wurde zunächst in Bayern übernommen und später fanden auch DFB, UEFA und FIFA Gefallen daran.

Das Finale der Europameisterschaften im Jahr 1976 war das erste große Spiel, bei dem ein Elfmeterschießen über Sieg und Niederlage entschied. Die Kontrahenten waren die Bundesrepublik Deutschland und die Tschechoslowakei. Uli Hoeneß schoss über das Tor und der tschechoslowakische Spieler Antonín Panenka sicherte für seine Mannschaft den Sieg – übrigens erstmals mit dem heute berühmten Panenka-Elfmeter.

Lese-Tipp:

Die Geschichte des Fußballs reicht weit zurück. In unserem Magazin haben wir Ihnen die wichtigsten Informationen zum Thema zusammengestellt.
altes Foto von Fußballmannschaft mit Pokal
Früher entschied bei einem Unentschieden im Fußball das Losglück über den Sieger – der bayerische Schiedsrichter Karl Wald brachte daher das Elfmeterschießen als sportlichere Lösung ins Spiel.

Wann gibt es beim Fußball ein Elfmeterschießen?

Beim Fußball kommt es nach Ende der Spielzeit oder nach der Verlängerung zu einem Elfmeterschießen – sofern die Partie zwingend einen Sieger erfordert. Dies ist zum Beispiel der Fall in

  • Pokalspielen,
  • Relegationsspielen,
  • K.-o.-Runden oder
  • sonstigen Entscheidungsspielen.

So kann es beispielsweise in den K.-o.-Runden der EM und WM zum Entscheidungsduell kommen, in der deutschen Bundesliga dagegen gibt es in der Regel kein Elfmeterschießen.

Auf Bundesebene schließt sich das Elfmeterschießen in der Regel an eine Verlängerung von zweimal 15 Minuten an. In einigen Landesverbänden kann es aber auch direkt nach Ende der regulären Spielzeit – also ohne vorherige Verlängerung – starten. Das Elfmeterschießen ist somit stets die letzte Aktion, die über Sieg und Niederlage entscheidet.

In der Vergangenheit konnte bei manchen Wettbewerben alternativ die Auswärtstorregelung (Tore der Auswärtsmannschaft sind mehr wert als Tore des Heimteams) herangezogen werden, um den Sieger zu ermitteln. Diese wurde inzwischen allerdings weitestgehend abgeschafft.

Fußballspieler hält Pokal hoch
Ein Elfmeterschießen ist nur notwendig, wenn das Fußballspiel zwingend einen Sieger erfordert.

Strategien & Regeln beim Elfmeterschießen

Wir erklären Ihnen die wichtigsten Regeln beim Elfmeterschießen und beleuchten die Frage, ob der Sieg im entscheidenden Duell reine Glückssache oder Strategie ist.

Wer tritt beim Elfmeterschießen an?

Beim Elfmeterschießen sind gemäß des DFB-Regelwerks nur die Spieler zulässig, die mit Ende der Spielzeit auf dem Feld sind oder nur kurzzeitig – zum Beispiel aufgrund einer Verletzung – das Spiel verlassen mussten. Ausgeschlossen sind Spieler, die während des Spiels einen Platzverweis erhalten haben.

In welcher Reihenfolge die Schützen antreten, kann die Mannschaft flexibel bestimmen. Den Schiedsrichter müssen sie davon nicht in Kenntnis setzen. Ein Wechsel ist anschließend nicht mehr möglich – mit Ausnahme des Keepers: Falls dieser die Partie nicht fortsetzen kann, kann unter Umständen ein gemeldeter Auswechselspieler einspringen. Wichtig ist, dass zu Beginn des Elfmeterschießens beide Teams mit derselben Anzahl an Spielern antreten.

Während des Elfmeterschießens halten sich alle teilnahmeberechtigten Spieler im Mittelkreis (Anstoßkreis) auf. Alle anderen Mannschaftsmitglieder befinden sich in ihren technischen Zonen außerhalb des Spielfelds. Der Torhüter, der gerade nicht aktiv ist, darf am Schnittpunkt zwischen Tor- und Strafraumlinie warten. Im Strafraum befinden sich also lediglich der Elfmeterschütze und der gegnerische Keeper. Lesen Sie in unserem Magazin mehr darüber, wie ein Fußballfeld aufgebaut ist und wo sich die genannten Zonen befinden.

Die wichtigsten Regeln beim Elfmeterschießen

Zu Beginn wird festgelegt, auf welches Tor die Mannschaften schießen. Alle Schützen nutzen dasselbe Tor, damit die Bedingungen für beide Teams gleich sind. Sofern nicht äußere Umstände die Wahl beeinflussen, übernimmt die Münze die Entscheidung. Ein weiterer Münzwurf lässt das siegreiche Team bestimmen, ob es beginnen möchte oder nicht.

Nun machen sich Schütze und Torhüter bereit und das Zitterspiel beginnt. Der Elfmeter gilt als abgeschlossen, wenn der Ball still liegt, aus dem Spiel ist oder es einen Regelverstoß gab. Anders als beim Strafstoß, dürfen die anderen Spieler nach dem Schuss nicht eingreifen. Gleichzeitig ist es dem Schützen verboten, den Ball ein zweites Mal zu schießen – auch nicht, wenn der Torwart ihn zuvor berührt hat (Nachschuss). Darüber hinaus gelten größtenteils die gleichen Vorgaben wie beim Strafstoß. Mögliche Regelverstöße können die Täuschung des Keepers oder das vorzeitige Verlassen der Torlinie durch den Torhüter sein. Sehen Sie im folgenden Video, wie ein Elfmeterschießen in der Praxis aussieht:

Die Mannschaften schießen jeweils mit einem Spieler abwechselnd auf das Tor. Es treten fünf Schützen pro Team an und am Ende gewinnt die Mannschaft mit den meisten Toren. Eine vorzeitige Beendigung ist möglich, wenn der Vorsprung des Gegners nicht mehr aufgeholt werden kann. Doch was passiert, wenn es auch danach noch unentschieden steht? Dann geht das Elfmeterschießen im K.-o.-Modus mit jeweils einem Schützen weiter. Sobald ein Team mit einem Punkt vorne liegt – natürlich bei gleicher Anzahl an Elfmetern – geht es als Sieger aus der Partie. Grundsätzlich darf kein Schütze doppelt antreten, bevor nicht alle anderen Spieler einmal geschossen haben – inklusive Torhüter.

Lese-Tipp:

In unserem Magazin erfahren Sie, welche Regeln im Fußball allgemein gelten und wofür die gelbe und rote Karte stehen.
Fußballspieler schießt Ball beim Elfmeterschießen
Beim Elfmeterschießen treten die Schützen beider Teams abwechselnd an. Wer nach fünf Schüssen die meisten Tore erzielt hat, der darf jubeln.

Was ist das ABBA-System?

Das ABBA-System ist ein alternatives Verfahren, um das Elfmeterschießen durchzuführen. Ein Test fand beispielsweise bei den U-17-Europameisterschaften im Jahr 2017 statt. Bei dem System gilt eine geänderte Reihenfolge, in der die Spieler der Mannschaften „A“ und „B“ antreten, nämlich „ABBAABBA“. Das Ziel der Methode soll es sein, den Startvorteil der beginnenden Mannschaft zu reduzieren.

Ist das Elfmeterschießen reines Glück oder Strategie?

Der Sieg im Elfmeterschießen hat eher weniger mit Glück zu tun. Vielmehr geht es darum, wer im entscheidenden Moment die Nerven behält. Aus Sicht des Torhüters ist die Wahrscheinlichkeit, den Ball zu halten, relativ gering. Bei einer Torfläche von etwa 18 Quadratmetern und einer Ballgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h ist ein gehaltener Schuss eher die Ausnahme als die Regel.

Vor allem auf dem Schützen lastet ein enormer Druck: Alle Augen sind auf ihn gerichtet und mit einem einzigen Schuss kann er den entscheidenden Treffer setzen – oder auch nicht. Im Schnitt verwandeln Fußballer etwa 75 bis 80 Prozent aller Elfmeter in ein Tor. Trifft der Schütze nur den Pfosten oder schießt gar daneben, dann ist der Ärger groß.

Dabei müssen beide Seiten nicht auf den Zufall hoffen, sondern können sich auf den nervenaufreibenden Moment im Elfmeterschießen vorbereiten. Der Torhüter versucht beispielsweise, am Verhalten des Schützen die Schussrichtung zu erahnen. Das kann er, ebenso wie seine Koordinationsfähigkeit und sein Reaktionsvermögen, beim Torwarttraining im Vorfeld trainieren.

Für die Torschützen dagegen ist ein intensives mentales Training hilfreich, damit sie im richtigen Moment ihre Leistung abrufen können. Außerdem ist es wichtig, dass sie ihre Schüsse zielsicher im Tor platzieren. Vor allem Schüsse, die in den Ecken oder nahe am Pfosten landen, sind häufig von Erfolg gekrönt. In den meisten Fällen ist es von Vorteil, wenn Spieler mit einem klaren Plan an den Elfmeterpunkt treten – denn in solch einer aufregenden Situation kann beim Improvisieren auch viel schief gehen.

Sehen Sie in dem folgenden Video, warum das Elfmeterschießen auch für die besten Spieler eine mentale Herausforderung ist und mit welchen Tricks Sie Ihre Treffsicherheit verbessern:

Übrigens:

Viele Keeper und Elfmeterschützen werden kreativ, um ihr Gegenüber zu verunsichern. Ob mit einem Tänzeln auf der Torlinie, einem Spickzettel über die Lieblingsecke des Schützen oder einem besonders langsamen Anlauf – die Psychospiele auf beiden Seiten sind vielfältig.

Kuriose Fakten zum Elfmeterschießen

  • Das längste Elfmeterschießen der Welt gab es in einem Pokalspiel der zehnten Liga in England. Die Teams Washington FC und Bedlington Terriers brauchten insgesamt 54 Versuche, um den Sieger der Partie zu ermitteln. Davon landeten 49 Schüsse im Tor.
  • In einem Fußballspiel zwischen Brockenhurst und Andover gab es einen weiteren Rekord: Hier haben die Schützen ganze 29 Elfmeter nacheinander getroffen. Erst der 30. Schuss ging daneben.
  • Die Nationen mit den meisten gewonnenen Elfmeterschießen in EM-Spielen sind Italien und Spanien – beide mussten allerdings auch am häufigsten zum Elfmeterschießen antreten.
  • Tschechien (beziehungsweise die Tschechoslowakei) ist ein echter Elfmeterheld: Die Nation hat bei Europameisterschaften bislang jedes ihrer drei Elfmeterschießen für sich entschieden.
  • Auf der Verliererseite der EM-Geschichte steht England auf dem ersten Rang – die englischen Spieler mussten vier von fünf Elfmeterschießen an den Gegner abtreten.
  • Darauf folgt unter anderem Holland mit einer Quote von eins zu vier. Besonders bitter war für die Niederlande das Halbfinale der EM im Jahr 2000 gegen Italien, bei dem sie insgesamt fünf von sechs Elfmeter nicht verwandeln konnten.
  • Deutschland war bei Europameisterschaften bislang bei zwei von drei Elfmeterschießen erfolgreich.

Elfmeterschießen im Fußball: Nichts für schwache Nerven

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Sehen Sie sich auch in unserem Magazin um: Dort finden Sie zahlreiche weitere Artikel rund um Fußballthemen. Erfahren Sie zum Beispiel Wissenswertes zu Taktiken und Spielsystemen im Fußball oder zum Fußballtraining mit Kindern.

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